Das Füllhaltermuseum
Seit 2016 gibt es in Handschuhsheim im Alten Rathaus, Dossenheimer Landstraße 5, ein Füllfederhaltermuseum, das auf der privaten Sammlung des Leiters und Kurators Thomas Neureither basiert.
Der Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein bedeutendes Zentrum der Füllfederhalter-Industrie. Die hier ansässige Firma „Kaweco“ (eine Zusammensetzung aus den Anfangsbuchstaben der Namen ihrer Geschäftsführer Koch, Weber und Compagnie) beschäftigte Mitte der 1920er Jahre mehr als 1200 Mitarbeiter. Aus der Firma gingen viele weitere kleinere Unternehmen der Branche hervor. Zeitweise gab es in Heidelberg – vor allem in Handschuhsheim – und in den Nachbarorten rund 50 Füllhalter-Hersteller.
An diesen Abschnitt der Handschuhsheimer Industriegeschichte erinnert das am 24. November 2016 eröffnete Füllfederhaltermuseum. Es befindet sich im ehemaligen Rathaus des 1903 nach Heidelberg eingemeindeten Dorfes Handschuhsheim. Dieses so genannte „alte Rathaus“ wurde in den Jahren 1877/78 errichtet. Damals hieß es das neue Rathaus, denn im Ortskern hatte es bereits zwei solcher Vorgängergebäude gegeben. Nach der Eingemeindung diente das Handschuhsheimer Rathaus noch mehrere Jahrzehnte als Nebenstelle der Stadtverwaltung Heidelberg, die es später dem Stadtteilverein Handschuhsheim zur Betreuung und Nutzung durch die im Stadtteil bestehenden Vereine übertrug.
Die Garagenräume im Erdgeschoss des Rathauses standen der Abteilung Handschuhsheim der Freiwilligen Feuerwehr als „Spritzenhaus“ zur Verfügung, bis die Feuerwehr Ende 2006 in ihr neues Gerätehaus an der Berliner Straße umzog und die ehemalige Rathausgarage für eine neue Nutzung frei machte. Der Stadtteilverein Handschuhsheim erblickte ebenso wie verschiedene andere Vereine darin die Chance, in diesen Räumen den schon lange gehegten Wunsch nach Einrichtung eines Füllfederhaltermuseums zu verwirklichen. Als Exponate dafür boten sich die Schreibgeräte und Produktionsmaschinen für Füllfederhalter aus der privaten Sammlung des Füllhalter-Experten Thomas Neureither an.
Die Idee überzeugte schließlich auch die Stadt Heidelberg als Eigentümerin des alten Rathauses nicht zuletzt wegen der Einzigartigkeit eines solchen Museums-Projektes. Außer den Firmensammlungen der Schreibgerätehersteller Pelikan, Montblanc und Faber-Castell ist die Existenz ähnlicher Einrichtungen in Deutschland nicht bekannt. Außerhalb Deutschlands gibt es in England die „Birmingham Pen Rooms“ und in der Schweiz das „Fülli-Museum“ in St. Gallen.
Der von der Stadt Heidelberg finanzierte Umbau der ehemaligen Garage in funktionsfähige Museumsräume kostete 248.000 Euro. Erforderlich war vor allem die bauliche Neugestaltung der rund 46 Quadratmeter großen Halle sowie der Einbau einer Verbindungstreppe vom Museum zum Foyer und Treppenhaus des Rathauses, wo sich unter anderem die Toiletten für die Museumsbesucher befinden. Der vor dem Umbau einzige Zugang zur Garage durch ein Tor an der Mittleren Kirchgasse ist auch weiterhin der barrierefreie und durch eine auffällige Stele kenntlich gemachte Haupteingang zum Museum.
Zur Finanzierung der Inneneinrichtung – für die Ausstattung mit Vitrinen, Mobiliar, Geschirr für die Teeküche und so weiter waren mehr als 30 000 € aufzubringen – organisierte der Stadtteilverein Handschuhsheim eine erfolgreiche Spendenaktion, an der sich sehr viele Menschen beteiligten. Mit einer Tafel im Innern des Museumsraumes dankt der Stadtteilverein allen Spenderinnen und Spendern für die großzügige Mithilfe bei der Realisierung dieser einzigartigen Einrichtung, die mehr als ein Museum im herkömmlichen Sinn sein soll, nämlich eine Begegnungsstätte für alle Handschuhsheimerinnen und Handschuhsheimer – von den Jugendlichen im Schulalter bis zu den Senioren. Der Raum eignet sich sowohl für Ausstellungen und Führungen als auch für Vorträge, Präsentationen, Sitzungen und kleinere Zusammenkünfte von Vereinen und Gruppen.
Das Füllfederhaltermuseum Handschuhsheim ist an jedem zweiten und vierten Sonntag eines Monats von 15 bis 17 Uhr geöffnet.
Anfragen und Anmeldungen an